Hallo,
ein gepflegt aussehendes Auto bringt im Verkauf erheblich mehr, als ein verkratztes, deshalb lassen die Autohändler die Gebrauchtwagen i.d.R. auch entsprechende aufbereiten. Eine gründliche Reinigung und die Aufbereitung des Lacks kostet sie nicht die Welt und würde sich unterm Strich durchaus bezahlt machen. Wenn das Auto trotzdem in dem von dir geschilderten Zustand angeboten wird sehe ich hierzu 2 mögliche Gründe.
1. Der Händler hat u.U. aus gutem Grund das Auto nicht angekauft bzw. in Zahlung genommen und tritt hier nur als 'Vermittler' auf. In dem Fall wäre der Vorbesitzer der eigentliche Verkäufer und die 12-monatige gesetzliche Händlergewährleistung für Gebrauchtwagen fällt dann weg. Nur wenn der gewerbliche Händler auch der Verkäufer lt. Kaufvertrag ist, kannst du ihn später für Mängel, die über den normalen Verschleiß hinausgehen und nicht bereits als solche ausdrücklich im Kaufvertrag aufgeführt wurden, haftbar machen. Darüber solltest dir jedenfalls Gewissheit verschaffen, denn nicht jeder Händler weist freiwillig bereits vorher darauf hin und im Nachgang zu beweisen, dass er dies nicht getan hat, dürfte einigermaßen schwer fallen.
Der Hinweis auf die Werksgarantie ist für dich weniger relevant, da sich diese nur auf konstruktive und Fertigungsmängel bezieht. Der Hersteller haftet nicht für Mängel, die z.B. durch unsachgemäßen Gebrauch oder nicht eingehaltene Wartungsintervalle eingetreten sind. Das Wartungsheft solltest du dir natürlich auch zeigen lassen und kontrollieren.
2. Die Schäden sind so gravierend, dass sich die Kosten einer Aufbereitung nicht wieder über den Verkaufspreis erlösen lassen, das kann man aber als Laie kaum beurteilen. Hier bietet sich z.B. eine Probefahrt zu einem gewerblichen Autoaufbereiter und die Einholung eines Kostenvoranschlags an. Der kann i.d.R. auch beurteilen, ob hinter den Kratzern und Schleifspuren eventuell noch mehr versteckt ist. Bei nur oberflächlichen Lackschäden liegen die Kosten bei etwa 80-100 Euro und bei dem geforderten Preis sollten die eigentlich vom Verkäufer getragen werden.
Ob man die Winterreifen in die Beurteilung des Preises mit einbezieht, hängt von deren Zustand ab. 6 mm Profiltiefe sollten die mindestens noch haben, um für den nächsten Winter noch einigermaßen tauglich zu sein. Bei nur noch 4 mm oder gar weniger würde ich dankend darauf verzichten, um die Kosten für die schon bald notwendige Entsorgung zu sparen.
Gruß
Kalle