Hallo Salvatore,
weil ich öfters mit solchen Dingen zu tun habe, hier ein paar Gedanken von mir dazu (sorry ist etwas länglich geworden):
1.) Mit einer Warenwirtschaft arbeitet man genau anders rum. Man hat alle Daten im Computer und alle Warenein- und -ausgänge jeglicher Art lösen SOFORT eine Aktualisierung des Bestandes aus. Dadurch hat man immer die Übersicht was und wieviel wovon vorhanden ist, was nachbestellt werden muss, was die Renner und was die *Z* sind, welcher Lieferant welche Adresse hat und wie hoch der aktuelle Umsatz mit dem Lieferanten ist usw. usf. Wenn man denn die Inventur macht, ist die eigentlich nur die Bestätigung für das was gespeichert ist. D.h. es kann nur minimale Änderungen geben (oder es klaut einer wie ein Rabe oder die ständige Aktualisierung wird nicht gemacht oder verdorbene Ware wird nicht ausgebucht). Man läuft denn mit einer Liste oder einem Datenerfassungsgerät durchs Lager und hakt in der Regel nur ab.
2.) Aus 1. ergibt sich, dass man einmal sowas wie eine Eröffnungsbilanz mit der Wawi machen muss, dass man den gesamten Geschäftsbetrieb auf die Wawi einrichten muss und dass man evtl. (eher höchstwahrscheinlich) passende Peripherie braucht, z.B. Kassen, die man mit einem Artikelstamm versehen kann, programmierbare Tastaturen, Datenerfassungsgeräte, EAN-Lesegeräte. Denn entfällt auch die regelmäßige komplette Eingabe - man macht einmal Pieps und die EAN ist gelesen und der Artikel wird angezeigt. Das geht auch mit einer DOS-Wawi, weil der Piepser zwischen Tastatur und PC eingeschleift ist.
3.)Wenn dein Vater ein Wawi aus den 90ern hat, wäre da zunächst die Frage, ob es unter DOS oder Windows läuft. Ich kenne z.B. ein DBAuf, dass unter DOS und mit Dbase läuft. DBF-Dateien kann man prima mit Openoffice Calc öffnen, bearbeiten und speichern, d.h. du musst vielleicht gar nichts exportieren, sondern kannst direkt öffnen. Leider kann Openoffice kein SQL mit mehreren DBase-Tabellen. Das DBAuf kann man übrigens auch als Client auf einem Windows-Server von mehreren Arbeitsplätzen aus einfach über die Verzeichnisfreigabe benutzen.
4.)Damit das Ganze nun irgendwie zum Laufen kommt, könnte man erstmal versuchen, ob man eure Wawi auch auf einem Server von mehreren Clienten aus benutzen kann. Wenn das geht, könnte man in der preiswertesten Variante einen PC als Kasse, einen PC zur Datenpflege im backoffice und einen Nettop (eee PC o.ä.) für die Inventur benutzen. Denn brauchst du Excel, Access oder Openoffice nur noch im Ausnahmefall.
Vorher wirst du allerdings die Dokumentation zu der Wawi durcharbeiten müssen, um die genaue Konfiguration hinzukriegen.
5.) Wenn sich dein Vater noch nicht zu sehr mit der Wawi von 1990 angefreundet hat, könnte man auch versuchen, ihm eine andere z.B.
CAO (CAO-Faktura™ - Eine freie Warenwirtschaft ) nahe zu bringen. Die arbeitet mit MySQL und Windows und ist wesentlich flexibler
(CAO im Überblick) und
(FAQ) und größtenteils kostenlos.
Ich habe allerdings keine Ahnung, ob das weiter entwickelt wird.
6.) Versuche, alle Beteiligten (Lagerist, Verkäufer, Fahrer, Inhaber) zum Benutzen der Wawi zu bewegen. Wenn nur einer nicht mitmacht oder hauptsächlich seinen Karteikasten oder seine Excelliste pflegt und nebenbei mit der Wawi arbeitet, wird es nichts. Denn fehlt immer irgend was oder ist nicht aktuell. Da kannst du dich noch so verrenken. Denn lieber gleich nur Excellisten und das Ganze langsam wachsen lassen.
Naja, wie auch immer - wichtig ist, dass man damit leben kann.
Das ist jetzt sicher etwas anders ausgefallen, als du erwartet hast, aber nur in dieser Richtung hat es mit der Wawi einen Sinn.
Gruß
lorf