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Gefragt in WindowsVista von
Hallo,

ich habe ein neues Notebook bekommen und jetzt frage ich mich natürlich, ob es nicht Sinn machen würde, meine sensiblen Dateien (Bewerbungen, Briefe, Scans von Arztberichten, usw.) zu verschlüsseln. So ein Notebook kann leider schnell mal gestohlen werden, was hoffentlich niemals passiert.

Ich nutze Vista HomePremium SP1 32-bit.

Ich habe mir TrueCrypt mal angesehen, was aber eine längere Einarbeitung erfordert, da alles auf englisch. Gibt es auch einfachere Alternativen zu TrueCrypt?

Wäre super, wenn mir jemand helfen könnte. Danke im Vorraus!

lg, Dennis

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Beantwortet von luke_filewalker Experte (3.3k Punkte)
Hi

Dennis8 schrieb am 26.03.2009 um 15:56 in der Frage:

Ich habe mir TrueCrypt mal angesehen, was aber eine längere Einarbeitung erfordert, da alles auf englisch.

Standardmässig ja. Aber für TC gibt es eine Vielzahl an Übersetzungen. ;) Und auch Deutsch ist seit ein paar Monaten nun auch für die V6 vollständig verfügbar. Damit und den jeweiligen Inforequestern ist TC inzwischen weitestgehend selbsterklärend.

Hier eine kurze Aufstellung welche Arten von verschlüsselten Laufwerken TC anbietet:

[list][*]Der einfachste Fall ist ein Container. Ein solcher Container ist nichts anderes als eine normale Datei irgendwo auf der Platte, USB Stick, USB Festplatte usw. Diese Datei wird "gemounted" und es steht ein neues Laufwerk zur Verfügung welches sich wie jedes andere beschreibbare Laufwerk verhält.
[*]Die nächste Möglichkeit ist die Verschlüsselung einer normalen Datenpartition. Hier wird also anstelle einer Datei eine komplette Partition verwendet. Sonst ist alles gleich.
[*]Die nächste Möglichlichkeit kam in V5 dazu und wurde in V6 perfektioniert: Die Möglichkeit eine aktive Systempartition zu verschlüsselen mit preboot Authentication, also mit Passwortabfrage noch vor dem booten des Windows. Dieses System ist derart durchdacht und clever gelöst, dass es wirklich jeder Benutzer schaffen sollte, das einzurichten. Zudem kann man während der Verschlüsselung ganz normal weiterarbeiten und sogar neu starten oder die Verschlüsselung kurzfristig unterbrechen und später weiterlaufen lassen.
[*]Als letztes sollen die versteckten Container erwähnt werden. Dabei handelt es sich um versteckte Container innerhalb eines normalen Containers. Dabei handelt es sich um ein Verfahren bez. "Plausible Deniability" (zu Deutsch: Glaubhafte Abstreitbarkeit). Das ist nochmal ein Kapitel für sich, deshalb nur kurz: Im Prinzip versteckt man innerhalb eines normalen Containers noch einen zweiten, der mit einem anderen Passwort arbeitet. Wird man - in welcher Situation auch immer - dazu gezwungen das Passwort herauszurücken, gibt man einfach nur das Passwort des äusseren Containers an. Der Inhalt des versteckten inneren Containers bleibt sicher. Es ist technisch unmöglich die Existenz eines solchen versteckten Containers nachzuweisen, darum "Glaubhafte Abstreitbarkeit". Mit diesem Feature sollte man sich aber erst beschäftigen, wenn man das Grundprinzip von TC gelernt und ein wenig Erfahrung in der Praxis gesammelt hat.[/list]

Ralfman schrieb am 26.03.2009 um 20:35 in A9:

Ihr wundert Euch das Euer Betriebssystem Langsam und Instabil wird, Installiert aber fleißig Irgendwelche Software ohne zu schauen ob das gewünschte mit Boardmitteln auch zu erreichen ist.

Zumindest TC ist eines der stabilsten und zuverlässigsten Programme überhaupt und ganz sicher nicht "irgendwelche" Software. Ich verwende dieses Verschlüsselungssystem sowohl beruflich als auch privat. Und meine Daten sind eine Menge Geld wert, da es sich vor allem um kommerzielle und private Sourcecodes handelt. Ich würde TC ganz sicher nicht solch existenziellen Daten anvertrauen, wäre es unzuverlässig.

Zudem würde ich niemals und unter keinen Umständen ein proprietäres Verschlüsselungsverfahren von MS einsetzen! Wer garantiert mir, dass MS da keine Hintertürchen eingebaut hat? Vor allem da es in Amerika demenstprechend sogar Gesetze gibt. Inwiefern dies jedoch auf EFS zutrifft, kann ich nicht beantworten.

Ausserdem:
son_quatsch schrieb am 27.03.2009 um 08:15 in A10:

weil EFS nur wenig sicher ist und obendrein das Geschrei groß ist, sobald die für die Verschlüsselung automatisch erstellten Zertifikate plötzlich weg sind.

So siehts aus.

Bei TC kann dies nicht passieren da es in diesem Fall gleich zwei Sicherungen gibt:

[list][*]Wenn vom Benutzer die Systemverschlüsselung gewählt wird, erfolgt zuerst ein Test ob die preboot Authentication technisch am betreffenden PC überhaupt funktioniert bevor die Platte verschlüsselt wird.
[*]Wurde der Test bestanden, kann man die Systempartition verschlüsseln. Dazu wird nach der Eingabe des Passworts für den generierten Schlüssel zuerst eine individuelle Boot CD generiert die den privaten Schlüssel (sozusagen das Zertifikat) als Backup enthält. Diese CD muss dann vom Benutzer gebrannt werden und diese wird dann anschliessend von TC auf Gültigkeit geprüft. Erst wenn die CD als vollständig gültig erkannt wird, kann der Benutzer endgültig die Systempartition verschlüsseln. Der Benutzer wird also zu seinem Glück für den Ernstfall gezwungen. ;)
[*][/list]

Ein Tipp: Du kannst mit Virtual PC absolut gefahrlos innerhalb einer virtuellen Maschine ein Vista installieren und dann die Systemverschlüsselung ausprobieren. So lernst Du völlig gefahrlos das System kennen. Sozusagen eine Trockenübung bevor es an die echte Platte und das echte Vista geht.
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Beantwortet von
Hallo Luke_Filewalker,

superlieben Dank an dich ;-) Perfekt!

Ich habe gestern mal eben Vista neu installiert und meinen Laptop in 3 Partitionen aufgeteilt (war vorher nur eine einzige Partition für alles). Da ich nun einzelne Partitionen verschlüsseln möchte.

Jetzt aber eine wichtige Frage für mich:

Wenn ich nun nach dem Start des Laptops auf die verschlüsselte Partition zugreifen möchte, dann muss ich ja ein möglichst sicheres Passwort vergeben bzw. jedes mal eingeben.

Jetzt ist es ja mega Umständlich, jeden Tag ein sehr schwer zu tippendes Passwort einzugeben, mit Umlauten, Zahlen, Groß- und Kleinschreibung.

Wie groß sollte ein ein Passwort minimal sein? Ich benutze noch Keepass, das ist ein Passwortmanager, den ich nur empfehlen kann. Aber für den brauche ich ja auch erst mal ein langes Passwort. Und irgendwie ist es schon nervig, da ich mich häufig vertippe. :-(

lg, Dennis
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Beantwortet von luke_filewalker Experte (3.3k Punkte)
Dennis8 schrieb am 27.03.2009 um 11:19 in A12:

Jetzt ist es ja mega Umständlich, jeden Tag ein sehr schwer zu tippendes Passwort einzugeben, mit Umlauten, Zahlen, Groß- und Kleinschreibung.

Dazu zitiere ich nochmal son_quatsch:

son_quatsch schrieb am 26.03.2009 um 16:03 in A2:

Je einfacher, desto unsicherer.

Dies trifft selbstverständlich auch auf das Passwort zu. Du musst nun entscheiden wie wichtig Dir Deine Daten sind. Demensprechend wählst Du Dein Passwort. Die TC Entwickler und auch TC selbst empfehlen übrigens ein Passwort mit einer Mindestlänge von 20 Stellen.

Soll ein Passwort kryptographisch sicher sein, sollte es auf jeden Fall Gross- und Kleinbuchstaben enthalten, sowie Sonderzeichen und Ziffern. Übrigens hat die Einstufung "kryptographisch sicher" prinzipiell ein gewisses "Haltbarkeitsdatum". Mit anderen Worten: Die Rechenleistung steigt immer weiter. Was vor vielen Jahren noch als sicher galt, kann heute schon als Witz gelten. Wobei die empfohlenen 20 Stellen in Verbindung mit den oben genannten Merkmalen schon als extrem sicher einzustufen ist.

Als absolutes Minimum würde ich 8 Stellen ansehen. Dann aber mit den richtigen Merkmalen aus Gross/Kleinschreibung, Ziffern und Sonderzeichen. Passwörter sind auch wieder ein Kapitel für sich. ;) hier z.B. gibt es einige Infos über Passwörter und Tipps zu deren Generierung. Es gibt übrigens auch eine einfache Methode sowohl kryptographisch sichere Passörter zu verwenden, also auch sich diese merken zu können. Hierzu zitiere ich von der genannten Seite:

Ich wähle als Satz: "Ich habe ein Haus, zwei Kinder und drei Hunde." Daraus wird dann das Passwort "Ih1H2Ku3H", oder alternativ "IheHzKudH". Sieht sehr kompliziert aus, kommt bestimmt keiner drauf, aber wer den Satz kennt, kann es sich trotzdem gut merken.

Prinzipiell gilt, simple Passwörter die einen Sinn ergeben, wie z.B. der Name der Frau, sind völlig indiskutabel da solche Wörter ohne grossen Aufwand per Wörterbuch Attacke angegriffen werden können. *g*

Und irgendwie ist es schon nervig, da ich mich häufig vertippe. :-(

Klar ist das nervig. Aber die eigenen Daten oder sogar Daten die die Existenz betreffen in falschen, fremden Händen... Was glaubst Du wie nervig das erst ist? ;) Wie immer muss man abwägen um welche Daten es geht und wie schlimm es wäre, wenn diese Daten Fremde in die Hände bekämen.

Übrigens: Eine komplette Systemverschlüsselung macht nicht immer Sinn. Es ist halt praxisorientiert und einfach weil man schon vor dem Start das Passwort eingeben muss und sich dann im Prinzip nicht mehr um die Verschlüsselung kümmern muss. Solange sich die wichtigen Daten ebenfalls auf der Systempartition befinden. Aber in den meisten Fällen und mit ein wenig Disziplin im Umgang mit sensiblen Daten, genügt auch schon die einfachste Variante von TC, der Container.
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Beantwortet von
Hallo Luke,

ganz lieben Dank für deine ausführliche Erklärung! Echt super, dass du dir die Mühe machst und ich respektiere das :-)

Okay, also ich habe nur Daten, wie z.B. Bewerbungsschreiben, Scans von ärztlichen Berichten von mir, Zeugnissen, privaten Fotos, usw. Also nicht illegales oder so hoch sensibles. Ich will nur sicher gehen, dass wenn mein Notebook bzw. die externe Festplatte gestohlen wird, kein Privatmann so einfach an meine Daten kommt.

Von daher würde z.B. ein 40-stelliges Passwort mit allen möglichen Sonderzeichen etwas übertrieben sein. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das nicht lange durchhalten würde, wenn ich das täglich eingeben müsste :-)

Das mit dem Satz als Passwort ist natürlich eine sehr gute Idee!

Noch eine Frage:

Wenn ich eine verschlüsselte Partition wieder löschen bzw. zurücksetzen will, d.h. wieder in eine unverschlüsselte Partition ändern möchte, wie gehe ich da vor? Wie sieht es mit Containern aus? Kann ich einfach den Container "dateiname.crypt" löschen?

Lieben Gruß, Dennis
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Beantwortet von luke_filewalker Experte (3.3k Punkte)
Dennis8 schrieb am 27.03.2009 um 13:38 in A14:

Wenn ich eine verschlüsselte Partition wieder löschen bzw. zurücksetzen will, d.h. wieder in eine unverschlüsselte Partition ändern möchte, wie gehe ich da vor?

Das hängt von der Methode ab die verwendet wurde. Im Falle der Systemverschlüsselung kann diese über die TC Oberfläche genauso einfach wieder rückgängig gemacht werden. Bei einer normalen Partition oder einem Container ist der Weg jeweils der gleiche: Partition oder Container mounten und den Inhalt auf eine andere Partition rauskopieren. Bei der Partition kann diese dann im Anschluss gelöscht oder wieder als normale Partition formatiert werden. Beim Container kann dieser einfach nach dem rauskopieren gelöscht werden, also das entsprechende containerfile.

Kann ich einfach den Container "dateiname.crypt" löschen?

Natürlich. Sobald Du den Inhalt wie oben beschrieben herauskopiert hast. Dann muss der Container abgemeldet werden und dann kannst Du das containerfile löschen wie jeder andere Datei auch.

Schau Dir auch mal die TC FAQ von Kollege halfstone an. Der Artikel ist zwar etwas älter, besitzt aber noch immer Gültigkeit im grossen und ganzen. Bis auf die Systemverschlüsselung. Die war damals noch nicht möglich, heute schon.

Eines noch zum Schluss: Sobald gescheite Kryptosysteme wie TC, AxCrypt und andere zum Einsatz kommen, sollte man eines wissen: Wird die Passphrase (Passwort) vergessen, sind die verschlüsselten Daten verloren! Es gibt keinerlei Hintertürchen. Auch die Hersteller dieser Kryptosysteme können dann im Ernstfall nicht helfen. Das sollte absolut klar sein bevor man seine Daten verschlüsselt. Ich erwähne das deshalb, weil vielen das nicht wirklich bewusst ist.
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Beantwortet von
Hallo Luke,

das ist richtig, sobald das Kennwort vergessen wird, verloren geht oder wie auch immer, ist finito ;-)

Ich habe unverschlüsselt die wichtigsten Daten zu Hause sicher verschlossen. Man weiß ja nie...

Es geht mir auch weniger um eine Systemverschlüsselung, sondern nur um eine einfache Partitionsverschlüsselung bzw. Containerdateien.

So, ich werde es jetzt mal versuchen, eine Partition zu verschlüsseln.

lg, Dennis
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Beantwortet von halfstone Profi (18.1k Punkte)
Hi,

hier mal nur ein paar Links aus dem Supportnet zum Thema:

Truecrypt und dann das leidige Passwortproblem:

Auswahl des richtigen Passwortes (Paßwort / Passwort)!

Gruß Fabian
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Beantwortet von
Hallo Fabian,

ich danke dir.

Mit Containerdateien kenne ich mich jetzt aus, mal sehen, ob ich das mit der Partition auch hinbekomme. Das ist da leider nicht beschrieben.

lg, Dennis
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