Hi,
vorab, ich gehe zur Wahl und weiß auch wen ich warum wählen werde.
Was spektral schreibt ist schon krass. Es gibt sicher einige Gründe nicht zu Wahl zu gehen, aber "weil keine Ahnung" zeugt nicht gerade von dem sich selbst zugesprochenen IQ.
Ahnung hat jeder, weil er ständig in der Politik lebt, in Gesetzen und Verordnungen, egal ob er sie alle kennt oder nicht. Arbeit, Straßenverkehr, Wehrdienst, Ausbildung, Schule, Harz4, Urlaub, Reisen, Gesundheitswesen... alles ist irgendwie Politik und betrifft dich jeden Tag. Außerdem kann man sich selbst ein gewisses Grundwissen aneignen (und sollte es auch).
JanSchmitte hat Recht
Du bringst nur zum Ausdruck, wem Du zutraust, eine bestimmte Aufgabe zu Deiner persönlichen Zufriedenheit zu erledigen.
Der Brötchenvergleich ist gut, aber von spektral nicht konsequent zu Ende gedacht. Eigentlich dürftest du gar keine Brötchen kaufen, da du vom Brötchenbacken keine Ahnung hast. Folglich kannst du nicht wählen, welcher Bäcker die Arbeit richtig macht oder wenigsten dein Vertrauen genießt. So die Analogie zu deinem Wahlverhalten. Ich kenne deinen Beruf nicht, aber denke einfach mal, du wählst eine Automarke ohne detailliert davon Ahnung zu haben, schickst deine Kinder in die Schule deiner Wahl, besuchst den Zahnarzt deiner Wahl usw.
Viel problematischer finde ich, dass man bei der Wahl nur einer kleinen Auswahl seine Stimme geben kann. Man hat irgendwie sehr oft das Gefühl ein Sammelsurium von kleinsten Übeln zu wählen. Und nichtwählen bringt auch nichts, wem es auch immer hilft (meist denen, die man eigentlich nicht wollte, denn den anderen fehlt ja dann die Stimme). Der erreichte Protest hält sich in Grenzen und vor allem nur am Wahltag (Wahlbeteiligung). Dann regieren die, die die meisten Stimmen haben, egal wie viele es wirklich sind.
Mal ein Beispiel: Wahlbeteiligung 60%, beste Partei mit 35 %. Durch mehrere kleine Parteien unter 5% und einiger Überhangmandate reicht das für die absolute Mehrheit mit 51% der Sitze. Die Legitimation zum Regieren wurde also nur von 21% der Bevölkerung gegeben. Alle anderen haben andere Parteien gewählt oder die Wahl verweigert, weil sie u.a. genau dieser Partei nicht die Legitimation erteilen wollten. Trotzdem wird die Partei den Kanzler stellen und behaupten, sie würden mit Recht die gesamte Bevölkerung vertreten. Aber es bleibt dabei, dass nur jeder 5. Bürger auch dieser Meinung ist und die andern 80 % sich nicht vertreten fühlen.
Was kann man dagegen tun? 5%-Hürde abschaffen wäre eine Möglichkeit. Die Parteienlandschaft wird bunter. Die beste Möglichkeit wäre aber, die Parteien besinnen sich mal auf die eigentliche Aufgabe im Parlament, nämlich das Volk zu vertreten und den Willen des Volkes durchzusetzen und vor allem Wahlversprechen auch einzuhalten. Das wäre doch mal eine Maßnahme - und die Wähler würden es honorieren, mit einer entsprechend hohen Wahlbeteiligung!
Gruß FR