Und der deutsche Einheit habe ich schon immer skeptisch
gegenüber gestanden. Wie heißt es doch so treffend: Volkstrauertag
im Westen, Erntedankfest bei den Ossis !
Thanksgiving haben die Ossis zwar nicht erfunden
(wahrscheinlich mangels Fremdsprachenkenntnissen, vor allem
bei den Soxen, äh Sachen meine ich, grins,smiel). Aber Sie ernten
seit mehr als 20 Jahren das, was Sie nicht gesät haben.
Ihr wolltet es so haben.
Ihr habt 40 Jahre lang getrommelt "Liebe Brüder und Schwestern ..."
und die Mauer muss weg usw. usf. mit allem was mit Radio und
Fernsehen möglich war.
Was danach kommen sollte, wusste keiner und wollte selbst zu
Wendezeiten keiner sagen. Ich glaube, es war Graf Lambsdorf, der
damals gefragt wurde, was die deutsche Einheit denn kosten wird.
Schulterzucken und "nichts" war die Antwort.
Und ihr habt es genauso gekriegt, wie ihr wolltet.
Einschließlich Einigungsvertrag und Treuhand und damit ein
ganzes Industrieland abgewickelt wurde. Was früher mehr als
10000 Beschäftigte hatte, kommt jetzt auf 100 bis 200, wenn
überhaupt noch was von da ist.
Dafür durften die, die alles nach dem Krieg aufbauen mussten, in
der ABM auch alles wieder abreißen und wurden dann in Rente
gegangen.
Was in den Westen vermittelbar ist und nicht selbst was findet,
wurde und wird mittels Arbeitsamt in den Westen umgesiedelt. Die
Jugend ging ja nach der Wende gleich im Westen in die Lehre und
blieb denn auch dort. Jetzt frage ich mich, wer soll eigentlich das
Geld für dieses Bundesland hier erwirtschaften und womit?
Ein Verwandter hat gleich nach der Wende erst auf dem Markt und
dann mit eigenem Laden eine eigene Existenz im Handel versucht.
Doch es gibt sie noch, aber wenn man sich die Probleme ansieht
möchte man nicht tauschen. Immer mehr Läden von
Handelskonzernen aus dem Westen, die sich bis teilweise unter
den EK unterbieten, Finanzbürokratie, immer weniger Geld in der
Kundschaft (woher soll es auch kommen?), windige Berater für
Teuer-Geld und natürlich Vorschriften, Anordnungen, Bescheide und
dergleichen ohne Ende wie sich das für ein freies Land gehört.
So wird das nichts mehr mit dem Aufbau Ost.
Da ist nix mit Strassen vom Feinsten und nagelneuer
Infrastruktur wie in Leipzig&Dresden. Stattdessen musst du durch
die meisten Vorstädte in Dortmund&Co mit Tempo ca. 20 über
Strassen rumpeln, für die sich die meisten Entwicklungsländer
schämen würden. Stadtbüchereien, Kindergärten u.v.a.m. müssen
auch geschlossen, weil kein Geld da ist.
Du kennst Leipzig nicht.
Mich hat immer gewundert, wie angepasst die Zeitungen für West
und Ost waren. Jeder hat das geschrieben gekriegt, was er lesen
wollte.
Ich kenne die Vorstädte von Dortmund&Co nicht, aber in Köln und
Bonn war ich und da bin ich nicht durch Schlaglöcher gerumpelt.
Ich weiß auch, dass das Ruhrgebiet durch das Zechensterben
Probleme schon vor der Wende hatte und heute noch hat.
Andererseits wissen wir auch, dass die Politik eigentlich immer nur
die dringendsten Löcher nach dem Mehrheitsprinzip zu stopfen
versucht und das Geld nie reicht.
Vielleicht hilft ja eine Straßenausbausatzung, gegen die sich, so wie
hier, keiner wehren kann. Die Bürger werden anteilig nach
Grundstücksmaßen zur Kasse gebeten. Das funktioniert auch völlig
rechtsstaatlich im Nachhinein, also wenn was beschlossen, aber
der Bürger nicht oder nicht richtig oder hinterher informiert wurde,
oder wenn die Stadt, weil sie meinte, das bezahlen zu wollen, selbst
bezahlt hat..
Kindergärten, Schulen wurden bei uns Jahr für Jahr geschlossen,
weil immer weniger Schüler da waren. Jetzt, wo es langsam wieder
einige mehr werden, geht das Wundern los. Die Stadtbibliothek will
einen Jahresbeitrag und hat sich reichlich verkleinert. Eigentlich
komisch, dass es die noch gibt.