Ich war 1991 das erstemal in meinem Leben arbeitslos.
Na noch nicht richtig. Nur Kurzarbeit Null. Richtig wurde es erst im folgendem Januar.
Meinen Arbeitsplatz hatte ich dem Erdboden gleich gemacht und
den Übernahme-Wessi aus Bayern hatte ich auch schon gefragt ob er mich verarschen will.
Das Zeichen für Stinkefinger kannte ich damals leider noch nicht.
Null Stunden arbeiten,Geld kommt pünktlich und ausschlafen bis in die Puppen. Genial! Das freut den faulen Ossi.
Plötzlich im Oktober ein Befehl vom Arbeitamt.
Angeordnet wurde die Teilnahme an einer Arbeitsförderungsmaßmahme nach §49a SGB III. Bei erfolgreicher Teilnahme sogar mit zertifikat.
Da saß ich dann,zusammen mit 15 Frauen in einem heruntergekommenem Speiseraum einer abgewickelten Firma.
Eine angehende Schumway-Kosmetik-Beraterin, eine Dame die schon seit Wochen Tupperware vertickerte ,eine schwärmte ständig von Kapitallebensversicherungen und noch zwölf ältere,verunsicherte Damen... und ich.
Ich war damals Jahrzehnte jünger als heute und als die Damen.
Der Dozent, ein mobiler Prediger aus dem Westen.
Wenn er nicht sechs Stunden dozierte wohnte er in seinem Wohnmobil auf dem Parkplatz gleich vorne neben der abgewickelten Betriebswache.
Vorträge, Bewerbungstraining, Beurteilungen beurteilen, Allgemeinwissen, Taemfähigkeit, alles von dem der Dozent dachte, daß es daran östlich der Elbe mangele, trug er uns in dem sechswöchigem Kursus vor.Vieles wuste ich schon. Einiges erreichte mein schläfriges Gehirn nur im Unterbewustsein.Das Bewerbungstraining hab ich komplett verweigert.Rollenspiele liegen mir nicht.
Ich bin kein Schauspieler.
Der Dozent hat es verständnislos hingenommen und mich nicht weiter genötigt.
Irgendwann wurde für den nächsten Tag das geheimnisvolle NASA-Spiel ankündigte. Ich war echt gespannt.In Astronomie war ich unschlagbar und Stanicwav Lem mein Lieblingsautor. Im Laufe der Jahre hat sich das dann auf den späten ZDF-Lesch relativiert.
Man wird ganz langsam und schleichend zum Wessi wenn man nicht aufpasst.
Heutzutage kann man unter NASA-Spiel mehrere Seiten im Web ergoogln und ich wäre vorbereitet gewesen.
Die Damen und ich wurden vom Dozenten in zwei Gruppen aufgeteilt und wir spielten NASA.
Was brauche ich bei einer Bruchlandung auf dem Mond und was nehme ich mit, damit ich die rettende Station ereiche. Die Damen in meiner Gruppe hatten noch nicht mal davon gehört, daß es auf dem Mond an Atemluft mangelt.
Na,dachte ich triumphierend,das Spiel gewinne ich ganz locker und ganz alleine.
Ich hatte mich geirrt. Die andere Gruppe hat gewonnen. Sieben Damen die noch nie etwas von irgend einem Mond gehört hatten.
Die hatten das Spiel durch Raten gewonnen.
Alles Lottospieler! Dachte ich beleidigt.Die Rache des Dozenten.
Ich habe es erst viel später durchschaut,keine Chance wenn die Mitspieler keine Punkte machen. Es geht nicht ums gewinnen sondern um Teamplay.
Darin bin ich aber ungefähr so gut wie Inspektor Columbo, John Rambo, McGayver oder Arno Funke.
Ich gebe mir aber Mühe seit §49a.
Irgendwas bleibt immer hängen. Ich verschränke nicht mehr die Arme abweisend vor der Brust,lege die Hände auf den Tisch,offen auch für die verworrenen Gedankengänge meines Gegenüber und ich lasse meist jeden ungestört zuhören nachdem er mich gefragt hat. Eigenartig und unverträglich bin ich trotzdem immer noch.Ich bin misstrauisch, kann Farben hören,Töne riechen und mir Sachen merken die erst nächste Woche passieren.
"Bring mich nicht dazu,Dich nicht zu mögen." Hat Spectral mal zu Seven gesagt.
Kein Mensch wird sich an den Satz erinnern.
Ich liebe ihn. Googles:"Tue nichts Böses"ist dagegen ein Weichei.
Ich sage immer was ich denke und habe keine Freunde mehr.
Komisch.Oder?