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Gefragt in SW-Sonstige von
Hallo Zusammen,
habe derzeit meine Bilder, Musikdateien, Videos, Datendateien (Word, Excel, Powerpoint) auf der Partition D meines Notebooks gespeichert, die Programme sind auf Partition C gespeichert. Das Notebook lauft mit W11 und 1TB SSD und MS 365 Family (ich bin eingeladen, kein Admin). Um die Daten von Partition D zu sichern habe ich alle 4 - 6 Wochen die Dateien von D auf eine externe Festplatte gezogen. Hätte im Fall eines SSD-Crashs also für die Neueinrichtung einen max. 4 - 6 Wochen alten Stand. Bekannte sagten mir, das ich doch OneDrive nutzen sollte. Die Daten von D in OneDrive (max. 1 TB) ziehen, würden dann in OneDrive gesichert und sind immer aktuell, Daten auf D wären dann nicht mehr notwendig. Ein Crash der SSD auf meinem Notebook wäre damit für die Daten nicht relevant, da die Daten extern auf OneDrive liegen würden und ich bei Neueinrichtung eines neuen Notebooks darauf zugreifen kann. Auch würden die Daten bei jeder Änderung aktualisiert gespeichert. Eine Sicherung auf externe Festplatte wäre nicht mehr nötig da OneDrive die Sicherung ist. Klingt eigentlich gut, aber ist das so? Kenne mich da zu wenig aus. Wie ist Euere Erfahrung/Empfehlung ? Gruß Raiwei

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1. Grundprinzip: Was du heute machst – und wo OneDrive ins Spiel kommt

Aktuell:

  • Daten (Bilder, Musik, Videos, Office-Dateien) liegen auf Partition D.

  • Programme, Windows, etc. liegen auf C.

  • Alle 4–6 Wochen kopierst du D auf eine externe Festplatte.

Damit hast du:

  • Schutz vor SSD-Totalausfall (aber nur bis max. 4–6 Wochen aktuell).

  • Kein Schutz vor:

    • versehentlichem Löschen zwischen den Sicherungen,

    • defekten Dateien, die du erst spät bemerkst,

    • Ransomware/Schadsoftware, die alles verschlüsselt,

    • Diebstahl / Verlust des Notebooks UND der externen Platte (z. B. im gleichen Haus).

OneDrive-Idee deiner Bekannten:

  • D in OneDrive schieben.

  • Alles ist immer aktuell in der Cloud.

  • Bei Crash des Notebooks: einfach wieder anmelden, Daten sind da.

  • Externe Sicherung überflüssig.

Teile davon sind korrekt – aber es gibt Fallstricke.


2. Wie OneDrive technisch arbeitet – wichtig, um die Risiken zu verstehen

OneDrive ist kein reiner Cloudspeicher, sondern ein Synchronisationsdienst. Das bedeutet:

  • Jede Datei im OneDrive-Ordner existiert:

    • lokal auf deiner SSD

    • und auf den Microsoft-Servern in der Cloud

  • Der OneDrive-Client gleicht laufend ab:

    • Änderst du lokal eine Datei, wird die Änderung hochgeladen.

    • Löschst du lokal eine Datei, wird sie auch in der Cloud gelöscht (oder in den OneDrive-Papierkorb verschoben).

    • Fügst du eine Datei hinzu, wird sie hochgeladen.

Du arbeitest also ganz normal mit deinen Dateien – OneDrive läuft im Hintergrund.

Wichtige Symbole im Explorer:

  • grüner Haken im Kreis: lokal vorhanden + in Cloud synchron

  • nur Wolkensymbol: nur in der Cloud, wird bei Bedarf geladen

  • Synchronisationspfeile: gerade in Bearbeitung / Upload / Download


3. Dein Hauptpunkt: Was passiert bei defekten Dateien?

Du hast völlig richtig gedacht:
Wenn eine Datei lokal kaputtgeht und OneDrive synchronisiert sie, ist die kaputte Version erst mal auch in der Cloud.

Typische Szenarien:

  1. Du überschreibst versehentlich eine Datei mit falschen Daten

  2. Ein Programm speichert eine Datei fehlerhaft (Absturz, Bug, Stromausfall etc.)

  3. Ransomware verschlüsselt Dateien auf D

  4. Du löschst eine Datei oder einen Ordner aus Versehen

In all diesen Fällen pusht OneDrive die Änderung (also auch den Fehler) zunächst nach oben.

Das klingt dramatisch – aber hier kommen die Schutzmechanismen von OneDrive ins Spiel.


4. Die Schutzmechanismen von OneDrive im Detail

4.1. Papierkorb von OneDrive

  • Wenn du eine Datei im OneDrive-Ordner löschst, landet sie:

    • lokal im Windows-Papierkorb (je nach Einstellung),

    • und in OneDrive im Cloud-Papierkorb.

  • Dort bleibt sie typischerweise ca. 30 Tage (je nach Konto).

  • Du kannst sie aus dem OneDrive-Papierkorb wiederherstellen – auch wenn lokal schon alles weg ist.

Das hilft bei:

  • versehentlichem Löschen

  • Aufräumaktionen mit zu viel Eifer

Hilft nicht bei:

  • defekten Dateien, die noch existieren, aber inhaltlich kaputt sind.


4.2. Versionsverlauf (Version History)

Das ist der richtig wichtige Punkt zum Thema defekte Dateien.

Für jede Datei (z. B. Word, Excel, PowerPoint, viele andere Formate) speichert OneDrive alte Versionen:

  • Du kannst mit Rechtsklick auf eine Datei im OneDrive-Web:

    • Versionsverlauf auswählen

    • frühere Versionen ansehen

    • und eine davon wiederherstellen

Das bedeutet:

  • Wenn eine Datei korrupt gespeichert wurde,

  • oder du sie inhaltlich verhunzt hast,

  • oder versehentlich überschrieben hast,

kannst du auf eine ältere Version zurückspringen.

Einschränkung:

  • Versionen werden nicht unbegrenzt aufgehoben, sondern für eine gewisse Zeit / Anzahl.

  • Es ist also ein zeitlich begrenztes Rettungsnetz, aber kein ewiges Archiv.


4.3. Komplette Wiederherstellung des gesamten OneDrive

Bei massiven Problemen (z. B. Ransomware, großer Fehler) kannst du:

  • dein komplettes OneDrive auf einen früheren Stand zurücksetzen.

  • Zeitpunkt auswählen (z. B. vorgestern, letzte Woche).

  • OneDrive rollt alle Dateien auf diesen Zustand zurück.

Das ist eine Art Zeitmaschine für dein ganzes Benutzerlaufwerk in der Cloud.

Sehr hilfreich bei:

  • Ransomware

  • großem Chaos durch Fehlbedienung

Wieder gilt: begrenzter Zeitraum; nicht für Jahrzehnte rückwirkend gedacht.


5. Warum trotzdem mehrere Backups sinnvoll sind

Jetzt kommen wir zu deiner sehr guten Überlegung:

Wenn defekte Dateien synchronisiert werden, sind sie doch überall defekt – dann ist eine mehrfach komplette Datensicherung auf mehreren Datenträgern sinnvoller, oder?

Antwort:
Du denkst wie ein Profi. Genau das ist Best Practice.

5.1. Die 3-2-1-Regel

Eine bewährte Backup-Regel:

  • 3 Kopien deiner Daten

  • auf 2 verschiedenen Medien

  • 1 davon extern / offline

Übertragen auf dich:

  • Kopie 1: Originaldaten auf deinem Notebook (OneDrive-Ordner auf C oder D)

  • Kopie 2: Cloud-Kopie bei OneDrive (synchronisiert, mit Versionsverlauf)

  • Kopie 3: Externe Festplatte, die ab und zu aktualisiert wird und sonst getrennt liegt

Damit bist du geschützt gegen:

  • Hardwareausfall (SSD kaputt)

  • Softwarefehler

  • versehentliches Löschen

  • Ransomware (wenn externe Platte beim Angriff nicht angeschlossen war)

  • Cloud-Probleme (Konto gesperrt, Sync-Durcheinander, etc.)

Nur OneDrive: gut, aber nicht perfekt.
OneDrive + externe Festplatte: sehr robust.


6. Konkrete Empfehlung für deine Situation mit Partition D

Du hast:

  • C = System/Programme

  • D = Daten

OneDrive arbeitet normalerweise in einem Ordner unter deinem Benutzerprofil, zum Beispiel:

  • C:\Users\DeinName\OneDrive

Du hast nun drei Möglichkeiten:

6.1. Möglichkeit A: OneDrive-Ordner auf C lassen, Daten nach C\OneDrive verschieben

  • Unterordner erstellen:

    • OneDrive\Bilder

    • OneDrive\Musik

    • OneDrive\Videos

    • OneDrive\Dokumente

  • Die jeweiligen Ordner von D Stück für Stück dort hinein verschieben.

  • Vorteil: Standard-Einstellung, weniger Fehlerpotenzial.

  • Nachteil: C muss genug Platz haben (1 TB SSD insgesamt, je nach Aufteilung könnte C knapp werden).

6.2. Möglichkeit B: OneDrive-Ordner auf D verschieben

Du kannst in den OneDrive-Einstellungen den Speicherort ändern:

  • OneDrive beenden

  • Abmelden / Ordner entkoppeln

  • OneDrive neu einrichten und als Speicherort z. B.: D:\OneDrive wählen

Dann:

  • Ordnerstruktur innerhalb D:\OneDrive sauber anlegen

  • Deine bisherigen Daten auf D dort hinein verschieben

Vorteil:

  • Du nutzt D weiter als Datenpartition

  • Alles in D:\OneDrive wird synchronisiert

Nachteil:

  • Bei einem Defekt der SSD ist zwar lokal alles weg, aber in der Cloud ja vorhanden – das ist okay

  • Technisch etwas mehr Aufwand bei der Erst-Einrichtung

6.3. Möglichkeit C: Nur ausgewählte wichtige Ordner in OneDrive

Wenn du z. B. sehr große Videosammlungen hast, die du nicht unbedingt synchronisieren willst:

  • Nur Dokumente, wichtige Bilder, Projektordner, etc. in OneDrive ziehen

  • Große, nicht kritische Daten (z. B. alte Filme) nur auf D + externer Platte halten

Das spart Speicher und Sync-Traffic.


7. Konkrete Backup-Strategie für dich (praktisch umsetzbar)

Ich schlage dir Folgendes vor – alltagstauglich, aber sehr sicher:

7.1. Laufender Schutz

  • Alle wichtigen Daten von D in den OneDrive-Ordner verschieben

  • OneDrive ständig im Hintergrund laufen lassen

  • Vorteil: alles ist permanent gesichert und versionsverwaltet

7.2. Monatliche Vollsicherung auf externe Festplatte 1

  • Einmal im Monat: komplette Datenstruktur von OneDrive auf eine externe Festplatte kopieren

  • Am besten immer in einen neuen Ordner mit Datum, z. B.:

    • Backup_OneDrive_2025-11-01

  • Platte danach wieder abstecken und sicher weglegen

7.3. Vierteljährlich auf eine zweite externe Festplatte (optional, aber sehr gut)

  • Alle 3 Monate auf eine zweite externe Platte kopieren

  • Diese Platte vielleicht sogar in einem anderen Zimmer / bei jemandem deponieren

Damit hast du:

  • OneDrive: aktuelle Daten + Versionen ca. 30 Tage zurück

  • Externe Platte 1: monatliche Stände

  • Externe Platte 2: ältere Zeitpunkte

Wenn jetzt eine Datei vor 4 Monaten kaputt wurde und du es erst heute bemerkst:

  • Im schlimmsten Fall ist sie aus OneDrive-Versionen schon raus

  • Aber du kannst noch auf ein altes Offline-Backup zugreifen


8. Schritt-für-Schritt-Vorgehen in Windows 11 (pragmatisch erklärt)

8.1. Prüfen, ob OneDrive richtig eingerichtet ist

  • In der Taskleiste rechts unten nach dem OneDrive-Wölkchen schauen

  • Mit deiner Microsoft-Konto-Mailadresse eingeloggt sein (die, mit der du bei 365 Family eingeladen bist)

  • Im Explorer links den OneDrive-Eintrag sehen

8.2. Speicherort entscheiden

Wenn du den OneDrive-Ordner auf D haben willst:

  • OneDrive beenden / entkoppeln

  • Neu anmelden

  • Bei der Einrichtung Speicherort wählen: D:\OneDrive

Wenn dir C reicht, kannst du diesen Schritt überspringen.

8.3. Daten von D nach OneDrive verschieben

  • Auf D deine vorhandenen Ordner anschauen

  • In OneDrive passende Ordnerstruktur anlegen:

    • OneDrive\Fotos

    • OneDrive\Musik

    • OneDrive\Projekte

    • OneDrive\Büro\Word

    • OneDrive\Büro\Excel

  • Ordner für Ordner von D in passende OneDrive-Unterordner verschieben

    • nicht alles auf einmal, damit du die Übersicht behältst

  • Sync-Symbol beobachten, bis alles hochgeladen ist

8.4. Test: Wiederherstellung prüfen

Testweise:

  • Eine unwichtige Datei in OneDrive verändern oder löschen

  • Im OneDrive-Web:

    • Rechter Mausklick → Versionsverlauf

    • oder Papierkorb öffnen

    • Wiederherstellung einmal durchspielen

So weißt du im Ernstfall genau, wie es geht – und musst nicht in Panik erst suchen.

 

  • Zurückgreifen auf deine externe Platte (Offline-Backup)


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Besten Dank für die detaillierte Antwort, jetzt ist mir das Ganze klar. Nochmals vielen Dank :-) Gruß Raiwei
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