Mich würde mal interessieren, woher die Pariole stammt, dass die Piraten angeblich fordern, dass "jeder darf alles ungestraft kopieren und verbreiten".
Vielleicht drängt sich dieser Gedanke einfach auf, wenn im Parteiprogramm steht:
"Keine Beschränkung der Kopierbarkeit"
"veralteten Verständnis von so genanntem "geistigem Eigentum""
"Freies Kopieren und freie Nutzung"
"Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern"
Das bestehende Recht auf private Kopien (die natürlich nicht verbreitet werden dürfen, sonst wären es ja keine Privatkopien) soll auch bleiben. Allerdings soll es gestärkt werden, indem Maßnahmen eingeschränkt werden, die einen daran hindern dieses Recht wahr zu nehmen.
Im Parteiprogramm steht aber auch etwas von zugänglich machen, für mich bedeutet das verbreiten.
Wie viele Leute wurden denn bisher wegen einer Privatkopie strafrechtlich verfolgt oder gar verurteilt, weil sie einen Kopierschutz umgangen haben?
Und geistiges Eigentum ist böse? Woher stammt das?
Das war meine überspitzte Zusammenfassung von "Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich des Urheberrechts beschränken jedoch das Potential der aktuellen Entwicklung, da sie auf einem veralteten Verständnis von so genanntem "geistigem Eigentum" basieren, welches der angestrebten Wissens- oder Informationsgesellschaft entgegen steht."
Unter dem Argument, Kultur[sic!] allen zugänglich machen zu wollen läuft es nun mal letztendlich darauf hinaus, dass jeder, der nicht bereit ist, sein geistiges Eigentum bedingungslos zugänglich zu machen, böse ist.
ZB: "Systeme, welche auf einer technischen Ebene die Vervielfältigung von Werken be- oder verhindern ("Kopierschutz", "DRM", usw.), verknappen künstlich deren Verfügbarkeit, um aus einem freien Gut ein wirtschaftliches zu machen."
DRM ist doch hauptsächlich für Musik und Videos gedacht, oder? Was hat das mit Kultur zu tun?
Wenn ein Werk kopierenswert ist ist es auch schützenswert. DRM uä wird ja den Künstlern nicht von irgendeiner übergeordneten Macht aufgezwungen, jeder hat die Möglichkeit, seine Werke völlig frei zugänglich zu machen - was ja teilweise auch passiert. Ist aber jemand der Meinung, seine geistige Arbeit nur mit einem Kopierschutz vertreiben zu wollen sollte ihm dieses Recht nicht genommen werden.
Btw: die diskutierte Kulturflatrate ist jawohl die Lachnummer schlechthin. Auf der einen Seite wird gegen die GEZ gewettert, auf der anderen Seite soll man eine Pauschale zahlen, nur weil man einen Breitbandanschluss hat?
Und bei dem Hinweis auf sonstige Einnahmequellen von Künstlern sind natürlich Musiker fein raus, die Konzerte geben können etc., aber was ist zB mit Autoren oder Softwareentwicklern? Die haben nichts weiter als ihren Text / Quelltext, kostenpflichtige Lesungen / Vorführungen sind selten und besonders viele Fanartikel kann man da auch nicht vermarkten...
Ein Wahlrecht ab 16 bei der Europawahl hat afaik weder die Piratenpartei noch sonst jemand bisher gefordert.
Das war eine der Thesen im Wahl-O-Mat zur Europawahl, die Piraten haben das Wahlrecht ab 16 befürwortet. Andere Parteien auch, aber machen wir uns doch nichts vor: welcher 16jährige hat schon wirklich Ahnung von Politik? Aber Ego-Shooter und die besten Downloadadressen für "Sicherungskopien" kennen wohl die meisten. Wen also werden Jugendliche wählen?
Dass die Piratenpartei zu vielen Punkten der Politik keine Stellung bezieht, spricht imho für die Piratenpartei.
Um eine Partei zu wählen, die keine Aussage macht über wichtige Themen (die, um ein Land regieren zu können unerlässlich sind) darf ich selbst auch keine Meinung dazu haben.
Denn wenn die Piratenpartei entgegen aller Wahrscheinlichkeit nach der Bundestagswahl plötzlich einen Regierungsauftrag hat muss sie in irgendeine Richtung Stellung beziehen. Dumm, wenn sie dann eine Meinung vertritt, die der Wähler nicht teilt. Oder eine, die zwar toll klingt, an der Realität aber vorbei geht.
Schließlich beschränken sich die Kernaussagen der Piratenpartei auf die Aussagen, die ach in der Satzung der Partei festgelegt sind.
Jetzt muss ich mich mal als dumm outen: wo sind in der Satzung die Ziele der Partei zu finden? Ich lese dort etwas über Grundlagen, Finanzordnung und Schiedsgerichtsordnung - aber kein Wort über Urheberrecht, Datenschutz oder sonstige Ziele der Partei.
Weißt du, Friedel, die Piraten haben wirklich gute Ansätze. Wären unsere einzigen Probleme im Moment der Datenschutz, Internetzensur usw. hätten sie meine Stimme. Aber sutadur hat Recht, was die Piraten bieten reicht einfach nicht aus, um ein Land zu regieren.
Gruß
Sue