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Gefragt in Plauderecke von
Hallo,
auch auf die Gefahr hin, daß mein Beitrag gelöscht wird, möchte ich eine provokante Frage in den Raum werfen: Warum wehren sich bisher alle Beteiligten gegen einen Grexit, d.h. den (sofortigen) Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ? Griechenland könnte mit einer eigenen Währung (Drachme) abwerten und relativ schnell wieder wettbewerbsfähig werden (,was sie momentan nicht mehr sind). Die Eurogruppe könnte den Euro wieder stabiler machen, indem sie keine weiteren Kredite mehr gewähren müßte/bräuchte. Trotz Abschreibung der Forderungen würde der Außenwert des Euro wieder steigen.
Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.

26 Antworten

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Beantwortet von hallogen Experte (1.6k Punkte)
Zwischenfrage?
und relativ schnell wieder wettbewerbsfähig werden

Mit was? Uzo?
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Beantwortet von computerschrat Profi (32.2k Punkte)
Hallo,

der Grexit wäre mit einem Schuldenschnitt für Griechenland verbunden. Damit wäre alles Geld, das über die letzten Jahre in das Land hineingepumpt worden ist endgültig weg.
Außerdem würde der Euro durch die eigentlich unmögliche Staatspleite eines Teilnehmerlandes einen erheblichen Vertrauensverlust erleiden, der sich, mindestens mittelfristig in einem Wertverlust äußern würde. Das vwiederum hat schwerwiegenden negativen Einfluss auf die Wirtschaft, so dass sich der Euro eben doch nicht so schnell erholen und stabilisieren könnte.

Und was mit dem pleitegegangenen Staat und seinem Volk passiert ist dann auch noch nicht geklärt. Die werden sich nicht damit zufrieden geben, dass sie nun halt eben pleite sind und keiner mehr genug zu essen hat. Vielleicht gibt es eine Volksabstimmung zur freiwilligen Angliederung an Russland.

Gruß
computerschrat
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Beantwortet von
Nachdem ich mich etwas in dieses Thema eingelesen, bzw. informiert habe, bin ich etwas schlauer geworden. Ich finde, man darf der jetzigen Regierung nicht allein an der jetzigen Situation geben. Die Krise hat viele Ursachen, auch unsere Regierung hat ihren Teil dazu beigetragen, daß es soweit gekommen ist. So ist das nun mal in der Demokratie, daß sehr viele Beteiligte immer wieder Kompromisse schließen müsssen. Tatsache ist, daß der griechische Staat über die letzten Jahre hinweg immer mehr Geld ausgegeben wie eingenommen hat. Das kann auf Dauer nur gut gehen, wenn genug Wachstum da ist. Das war leider nicht der Fall, sodaß wir jetzt diese Probleme haben.
Volkswirtschaftlich wäre ein Grexit eine vernünftige Lösung, weil GR dann mit einer eigenen Währung abwerten könnte und zu einem realistischeren Lohn- und Preisniveau kommen könnte. Damit würde die Wettbewerbssituation ebenfalls verbessert. Auf der anderen Seite würde die Eurozone von einem "Sorgenkind" entlastet werden und der Außenwert des Euro könnte wieder steigen. Aber die bisherigen Geldgeber hätten keine Zinseinnahmen mehr und müßten einen Großteil ihrer Forderungen abschreiben. Das ist m.E. der Hauptgrund, weshalb die Eurogruppe GR unbedingt im Euro halten will. Solange GR im Euro (und in der EU) bleibt und weiterhin hohe Schulden hat, kann man politisch hinreichend Einfluß nehmen.
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Beantwortet von
Die Krise hat viele Ursachen, auch unsere Regierung hat ihren Teil dazu beigetragen, daß es soweit gekommen ist.


ich darf wohl mal bitten!!!
wenn die nicht gelogen und Ihre Finanzen manipuliert hätten, hätten sie nie den Euro bekommen!!°!!!!!!

einen schönen warmen Tag noch!
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Beantwortet von
Das sollte man etwas differenzierter betrachten. Als GR seine Unterlagen 1999/2000 bei EUROSTAT eingereicht hat, haben dortige Mitarbeiter festgestellt, daß die Zahlen nicht stimmen können. Als man das näher überprüfen wollte, wurde aber abgewimmelt, damit GR doch aufgenommen werden konnte.
Mir ging es aber noch um einen anderen Punkt, und zwar beim sog. Hilfspaket 2 im Jahre 2012. Es ging um die damaligen Forderungen der privaten Gläubiger an GR. Um diese Gläubiger (meist Banken in Frankreich und Deutschland) zu befriedigen, wurde zu Lasten des ESM umgeschuldet. Wer hat das wohl mitentschieden ?
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Beantwortet von
Ich stelle mal einen gewagten Vergleich an:
Angenommen, Herr Tsipras wäre der Chef einer großen Firma und diese Firma hätte große finanzielle Schwierigkeiten (Schulden). Da müßte er mit den Gläubigern aushandeln, wie er die Schulden zurückzahlen kann. Die Gläubiger schlagen ggf. eine Reihe von Sparmaßnahmen vor. Wenn die Verhandlungen nicht zum Erfolg führen, geht die Firma in die Insolvenz, was entweder die Gläubiger oder der Chef selbst beantragen kann. Der Insolvenzverwalter ermittelt dann, ob die Firma weitergeführt werden kann oder abgewickelt werden muß.
Übertragen auf die Realität muß ich sagen, daß weder die Eurogruppe (Gläubiger) noch Herr Tsipras den Mut haben, die (folgerichtige) Insolvenz (also den Grexit) zu beantragen, aus welchen Gründen auch immer. Firmenchef Tsipras hat sogar die Idee, seine Angestellten und Kunden zu befragen, ob sie mit den vom Gläubiger vorgeschlagenen Sparmaßnahmen einverstanden sind. Die Eurogruppe ist u.U. bereit, die Pleite-Firma noch weiter zu finanzieren, wenn die gewünschten Maßnahmen umgesetzt werden, am liebsten mit einem neuen Chef. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist beides für mich nicht nachvollziehbar.
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Beantwortet von
Was mich stört ist, dass man den Griechen vorschreibt wie sie sanieren müssen.

Mein Vorschlag:
-Die Zinsen werden für ca. 3 Jahre ausgesetzt und es müssen in diesem Zeitraum auch keine Schulden bedient werden. Danach werden die Schulden um diesen Zeitraum gestreckt um eine Klumpenbildung zu vermeiden.
-Es fließt kein zusätzliches Geld nach Griechenland.
-Die griechische Regierung kann das Land während dieser Zeit eigenverantwortlich sanieren.

Der Vorschlag hat gleich mehrere Vorteile:
-Die Griechen bekommen eine faire Gelegenheit
-Wenn es nicht klappt sind die Griechen selber schuld
-Man könnte dieses Konzept auch auf andere Länder übertragen
-Die Kosten einer solchen Lösung sind kalkulierbar

Staaten kann man nicht mit Firmen vergleichen.
Das Anleihen nicht risikolos sind und am Ende auch der Totalverlust stehen kann sollte man langsam zur Kenntnis nehmen.
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Beantwortet von
Finde ich auch eine gute Idee, so muß GR nicht zwingend aus dem Euro austreten, sondern kann drinbleiben. Wichtig wäre natürlich, daß keine neuen Kredite mehr gewährt werden. GR verliert dann zwar seinen Status als Vollmitglied, braucht aber keine eigene Währung einführen. Das wäre dann ähnlich wie in Montenegro, wo der Euro mehr oder weniger toleriert wird.
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Beantwortet von halfstone Profi (18.1k Punkte)
Hi,

ich bin mir in Anbetracht der Komplexität der Lage etwas unsicher aber natürlich kann der Geldgeber dem Geldnehmer Vorschriften machen unter welchen Bedingungen er sein Geld verleiht.

Wenn die Griechen nicht jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt hätten dann gäbe es jetzt dieses Problem nicht.

Ich bin auch der Meinung, dass Geldgeber das Risiko für die Kredite, die sie vergeben selber tragen sollen.

Es scheint ja so, dass damals als die Kredite vergeben wurden sehr viele private Banken Staatsanleihen von Griechenland gekauft haben um damit viel Geld zu verdienen. Deshalb war es vor fünf Jahren auch noch unmöglich, dass Griechenland die EU verlässt, da es dann private Banken getroffen hätte.
Jetzt ist ein Großteil dieser Anleihen ja in Besitz öffentlicher Institutionen wie IWF und Europäischen Zentralbank (EZB) gelandet und das Risiko des Ausfalls komplett auf die Bürger verlagert worden.

Uns schwups ist der Grexit kein Problem mehr da es ja nicht mehr die Banken sondern öffentliche Institutionen also jeden von uns trifft.

Wieder mal ein schönes Beispiel wie den Bürgern durch die Hochfinanz das Geld aus der Tasche gezogen wird.

Gruß Fabian
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Beantwortet von
Nach dem Ausgang des Referendums hoffe ich, daß Brüssel hart bleibt und keine weiteren Kredite mehr an GR genehmigt. Irgendwo muß auch mal Schluß sein. Humanitäre Hilfe sollte gewährt werden, keine Frage, ebenso bei einem möglichen Grexit. Ein Einknicken würde ja bedeuten, daß die EU-Institutionen erpressbar sind und andere Länder könnten ja dem nacheifern. Der Euro ist als stabile Währung konzipiert worden und das sollte er auch bleiben.
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