Mikoop schrieb am 06.05.2009 um 15:09 in A5:
Und lieber vertraue ich das dem Staat /BKA an (wenn auch mit Bedenken), als mich auf die Vernunft und Mündigkeit der Bürger / User zu verlassen
Mikoop, sry, aber das ist die gleiche Einstellung wie beim Thema Verschlüsselung von wegen "ich habe nichts zu verbergen". Diese Meinung vertritt man solange, bis man wirklich nichts mehr zu verbergen hat bzw. nichts mehr verbergen kann. Sprich: Man sagt zu allem Ja und Amen bis George Orwells Vision (
1984) eines totalen Überwachungsstaates keine Fiktion, sondern Realität geworden ist. Dann wird es im Anschluss nicht mehr lange dauern, bis das Wort Privatsphäre gesetzlich verboten und aus Büchern gebannt wird. Bücher? Wie konnte ich nur, dass wird dann natürlich ebenfalls verboten werden, frei nach Ray Bradburys
Fahrenheit 451.
Schwarzmalerei? Möglich. Wenn man sich aber nicht nur einen solchen einzelnen Fall der möglichen Beschneidung von Grundrechten anschaut - wie in diesem Fall der Zensur - sondern das grosse Ganze mit all den kleinen Puzzleteilen.... und wenn man die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, gerade was Datenspeicherung, Überwachung und Ausweitung der Rechte von Kriminalpolizei und Geheimdiensten angeht, egal welches Land, steuern wir immer mehr darauf zu. Zum Beispiel die Folgen des 11 Septembers sollten einen nachdenklich stimmen. Alleine was unter dem Deckmantel der Terrorabwehr alles so veranstaltet wird, hat in einigen Bereichen schon derbe Auswüchse. Alleine der Patriot Act in Amerika ist ja schon fast eine Freikarte um Menschen jederzeit ihrer Grundrechte berauben zu können. Vor allem weil in "Ernstfällen" eine prüfende Instanz völlig wegfallen kann. Nur, nach welchen Kriterien werden solche Ernstfälle definiert? Menschen machen Fehler. Und aufgrund eines Fehlers in die Maschinerie des Patriot Acts geraten? Na danke!
Noch etwas zum Thema Terror Abwehr; wie sagte Gerhart Baum unlängst?
Er sprach am Donnerstag in Berlin von einer schleichenden Erosion der Grundrechte. "Wir erleben eine sicherheitspolitische Aufrüstung ohne Ende"
Quelle:
Spiegel Online
Was das Thema angeht: Das dies einfach nur politischer Aktionismus ist ohne einen echten Nutzen, wurde bereits mehrfach an vielen Stellen klar gemacht. Das ist einfach nur ein weiterer Schritt Werkzeuge zur Überwachung und Zensur gesetzlich verankern zu wollen. Das ganze ist ein schleichender Prozess.
Effektiv bekämpfen lässt sich das Problem nur, wenn direkt die betreffenden Server abgeschaltet werden und gleichzeitig die Ermittlungen bezüglich der Betreiber und Hintermänner vorangetrieben wird. Das dies nicht so einfach zu realisieren ist wie das blosse sperren der betreffenden Seiten bzw. besser gesagt umleiten, rechtfertigt noch lange nicht eine solche Methode die das Potenzial hat als Zensur missbraucht zu werden. Denn nichts anderes ist das unterm Strich.
Ausserdem, was ist von Politikern zu halten, die solche Aussagen machen:
"Wir wissen, dass bei den vielen Kunden, die es gibt, rund 80 Prozent die ganz normalen User des Internets sind. Und jeder, der jetzt zuhört, kann eigentlich sich selber fragen: Wen kenne ich, wer Sperren im Internet aktiv umgehen kann? Die müssen schon deutlich versierter sein. Das sind die 20 Prozent. Die sind zum Teil schwer Pädokriminelle. Die bewegen sich in ganz anderen Foren. Die sind versierte Internet-Nutzer, natürlich auch geschult im Laufe der Jahre in diesem widerwärtigen Geschäft."
Quelle:
Spiegel Online
Ahja. Was ist mit den bösen Menschen die wissen wie man sowas macht? Entschuldigung, das ist Grundwissen für alle die in der IT Branche arbeiten und mit Netzwerk und Internet zu tun haben. Hier wird mal eben die gesamte IT Branche unter Generalverdacht gestellt.
Etwas zur Technik der Sperre:
Die Provider sollen ihre Nameserver so umbauen, daß Webseiten, die das BKA aussucht und ihnen nennt, nicht erreichbar sind und dem Nutzer bei Aufruf stattdessen eine Sperrseite angezeigt wird. Gleichzeitig soll das BKA jederzeit abrufen könne, welche Nutzer auf Webseiten aus dieser Liste zugreifen wollten und stattdessen auf die Sperrseite geleitet wurden.
Ein normaler Internetnutzer, der seinen Nameserver nicht auf einen freien DNS-Server umstellt, sieht bestimmte Seiten nicht und erhält die Mitteilung, er wolle sich gerade Kinderpornografie ansehen.
Quelle:
netzfeuilleton.de
Gegen Kriminelle vorgehen die Kinderpornografie erstellen und vertreiben? Ja natürlich! Aber doch bitte nicht durch das rumdoktern an den falschen Stellen und schon gar nicht durch Schaffung einer staatlich kontrollierten Zensur. Es kann nicht angehen, dass die Rechte der Masse der "normalen" Bürger wegen Minderheiten beständig beschnitten wird!
Die Petition ist ein legitimes Mittel für uns Bürger zu protestieren. Und von diesem Recht sollte man auch Gebrauch machen. Ob diese Petition in ihrer Zielsetzung Aussicht auf Erfolg hat, steht auf einem anderen Blatt.
Trotzdem muss man es versuchen und darüber diskutieren und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten auch handeln. Wenn man ständig das Recht verweigert Kritik zu äussern, muss man sich nicht wundern, wenn einem diese Rechte immer mehr genommen werden.