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Gefragt in Plauderecke von
Hallo,
auch auf die Gefahr hin, daß mein Beitrag gelöscht wird, möchte ich eine provokante Frage in den Raum werfen: Warum wehren sich bisher alle Beteiligten gegen einen Grexit, d.h. den (sofortigen) Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ? Griechenland könnte mit einer eigenen Währung (Drachme) abwerten und relativ schnell wieder wettbewerbsfähig werden (,was sie momentan nicht mehr sind). Die Eurogruppe könnte den Euro wieder stabiler machen, indem sie keine weiteren Kredite mehr gewähren müßte/bräuchte. Trotz Abschreibung der Forderungen würde der Außenwert des Euro wieder steigen.
Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.

26 Antworten

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Beantwortet von derpfleger Experte (1.5k Punkte)
Ich finde ja diese Zusammenfassung der Entwicklung in Griechenland sehr erhellend:
Wie man eine Finanzkrise auf die Bevölkerung eines gebeutelten Landes abwälzt (Quelle: Telepolis)

Gruß derpfleger
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Beantwortet von
Von den beiden Hilfspaketen an Griechenland wurden bisher rund 215 Milliarden Euro an Griechenland ausgezahlt. Ca. 13 Milliarden aus dem ersten Hilfspaket hat Griechenland mitlerweile zurück gezahlt.
Wenn ich dagegen halte, dass Deutschland eine Staatsverschuldung von 2200 Milliarden hat und die USA 20000 Milliarden Dollar Schulden hat, dann geht das doch eigentlich, oder?

Gut, in D betragen die Schulden "nur" rund 73% des Bruttoinlandsprodukt, in GR sind es 178%. Aber die Pro-Kopf-Staatsverschuldung ist in GR mit ca. 28.000 Euro nur ca. 2.000 Euro höher als in Deutschland.

Also, was sagt uns das alles? Ist doch ganz einfach:
Die Griechen brauchen kein Geld, Sie müssen einfach nur ihr Bruttoinlandsprodukt deutlich erhöhen. Also muss die Wirtschaft angekurbelt werden. Durch höhere Steuern und Absenkung von Renten wird das aber sicher nicht geschehen. Schwachsinnige Ausgaben müssen natürlich abgeschafft werden, aber das wichtigste Ziel ist eine starke Wirtschaft in GR.
Wie immer, man muss die Ursache bekämpfen, nicht die Symthome
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Beantwortet von
Wie immer, man muss die Ursache bekämpfen, nicht die Symthome


Eben. Und das liegt für mich ganz klar am Euro, bzw. der Zugehörigkeit von GR im Euro. Anfangs (2000-2010) konnte GR viel leichter Kredit bekommen als früher, das wurde zu weit ausgenutzt. Durch die Finanzkrise (seit 2008) bekommen so wirtschaftlich schwache Länder große Probleme mit der Rückzahlung. Das wurde in dem o.a. Artikel ausreichend beschrieben. Aus meiner Sicht kann sich GR wirtschaftlich nur mit einer eigenen Währung erholen, weil GR dann wieder wettbewerbsfähig werden kann. Man braucht nur ins Nachbarland Türkei zu schauen, dort floriert die Wirtschaft.
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Beantwortet von
Mittlerweile frage ich mich, warum Herr Juncker sich so vehement gegen einen Grexit wehrt. Zu dieser Fraktion gehören ja auch Frau Merkel und Herr Hollande, die sich (gestern und heute) in ähnlicher Richtung geäußert haben. Warum wollen sie sich weiter von Herrn Tsipras & Co. erpressen lassen ? Warum verweigern sie sich einer wirtschaftlich vernünftigen Lösung ? Da kann man nur Vermutungen anstellen: Das eigene Ansehen würde Schaden nehmen, die Forderungs- und Zinsausfälle wären erheblich, best. Lobbyisten stehen dahinter, ...
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Beantwortet von miboba Mitglied (924 Punkte)
Es gibt so viele Probleme, an die man als Normalbürger wahrscheinlich gar nicht denkt, wenn es um den Gexit geht:
Grexit, die Nato und die Geopolitik
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Beantwortet von
Warum glaubst Du, dass mit einem Grexit alles gut werden würde? Mal ehrlich, diese 200 Milliarden sind ein Klacks für die Eurozone.
Man könnte ihnen auch einfach die Schulden erlassen, dann wäre alles genauso gut. Oder glaubst Du, dass es für dich persönlich irgend einen Unterschied macht, wenn die Schulden erlassen werden würden oder nicht?
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Beantwortet von
wenn wir helfen wollen, dann sollten wir schnell helfen (Überbrückungskredit), bevor alles draufgeht.
Anschließend weiterverhandeln mit einem tragbaren langfristigen Ergebnis, dass wir nicht wieder in ca. 3 Monaten das gleiche Problem haben.

Es gäbe natürlich noch viel zu sagen, aber es bringt derzeit nichts

Gruß
Paul1
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Beantwortet von
diese 200 Milliarden sind ein Klacks für die Eurozone.
Man könnte ihnen auch einfach die Schulden erlassen, dann wäre alles genauso gut

Länder wie Spanien und Portugal geht es genauso schlecht, dann müssten auch dort die Schulden erlassen werden. Spätestens bei Italien hört der Spaß dann auf. Die Länder in Osteuropa haben ebenfalls harte Sparmaßnahmen hinter sich, wie soll man Ihnen vermitteln, dass nun die Schulden anderer Länder mittragen müssen, die nicht sparen wollen...
Außerdem wäre ein Schuldenerlass keine endgültige Lösung, Griechenland verbraucht jeden Monat mehr Geld als es einnimmt, also würden sofort wieder neue Schulden entstehen.
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Beantwortet von
@rekk: Sehe das ganz genauso.

Griechenland ist ein Präzedenzfall für andere Länder der Eurozone - und der Umgang mit diesem Fall ist es genauso.
Griechenland ist nicht damit geholfen, immer neue Kredite zu gewähren, mit denen gerade mal Verbindlichkeiten (wie z.B. Renten) beglichen werden können; das ist ein Fass ohne Boden. Es kommt darauf an, die griechische Wirtschaft wieder aufzubauen; dazu gehört auch, die Banken zu stärken, damit sie entsprechende Aufbauhilfen gewähren können.

Sparen ist wichtig, z.B. beim Militär. Aber Sparen allein bringt keinen einzigen neuen Arbeitsplatz und keine Gewinne. Gefragt sind Investititionen in die Wirtschaft, Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Menschen müssen über genügend Kapital verfügen, mit denen sie die einheimische Wirtschaft ankurbeln können - Stichwort: Inlandskonjunktur. Gleichzeitig brauchen ausländische Gläubiger Sicherheiten über ihre Investitionen im Land.

Was fehlt, ist ein großer Plan, der nicht nur die nächsten Wochen und Monate im Blick hat. Es geht nicht nur darum, Kredite zu gewähren und sich Gedanken um die Rückzahlung zu machen. Es geht darum, ein Land, das in großer Not ist, zu stabilsieren, damit die Menschen in diesem Land ein menschenwürdiges Leben führen können. Das Beispiel dafür ist der Marshall-Plan, der ein zerstörtes Deutschland nach dem 2. WK wieder nach vorne brachte.

bigplan
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Beantwortet von
wenn die Schulden erlassen werden


Das wäre ja der Weg in die Transferunion und die Staatsfinanzierung durch die EZB, bzw. die Notenpresse. Das sollte mit dem Euro ja gerade vermieden werden.

Gefragt sind Investititionen in die Wirtschaft, Schaffung neuer Arbeitsplätze.

So ist es. Aber investiert wird nur, wenn es sich lohnt und die Rahmenbedingungen stimmen. Und in GR stimmen sie einfach nicht mehr, das Lohn-/Preisniveau ist im Vergleich zu seinen Nachbarländern zu hoch, die Produktivität hinkt seit Jahren hinterher. Die ganze Wirtschaft wurde v.a. durch billige Kredite am Laufen gehalten.

Marshall-Plan, der ein zerstörtes Deutschland nach dem 2. WK wieder nach vorne brachte.

Kann man so nicht vergleichen, GR ist ja kein zerstörtes Land, es ist "nur" überschuldet. Und in Deutschland wurde ja (auch) eine neue Währung eingeführt (DM), die alte Reichsmark war nichts mehr wert.
...