@ A18 von Heuchler:
Natürlich wusstest Du, dass es sich um die Marseilleise handelt, und warst leider nur auf Effekthascherei aus. Schade!
Ansonsten: Mich erschreckt, wieviel Verständnis für die Taten hier zu finden ist. Natürlich nennt jeder sie schrecklich, aber bei der Frage der Täterschaft wendet man sich ganz schnell von den Killern hin zu Ursachen, die angeblich beim Westen (USA, Frankreich...) zu finden sind. Erstaunlicherweise blendet man Putins Russlands bei dieser Schuldzuweisung aus; da hat wohl der eine oder andere das völkerrechtswidrige Vorgehen Russlands auf der Krim und in der Ostukraine vergessen - was vielleicht auch dazu beigetragen hat, dass beim Bombenattentat auf die russische Maschine niemand "je suis" gerufen hat. Und auch in Syrien war Russland in den letzten Wochen weniger gegen den IS als gegen deren gemäßigte Gegner aktiv. Das wird sich jetzt ändern.
Ich glaube, man verkennt völlig, dass der IS es einzig darauf abgesehen hat, sein Kalifat zu sichern und zu vergrößern - wobei die Größe nicht bestimmt ist. Die Kollateralschäden (furchtbares Wort), die "der Westen" mit seinen Angriffen erzeugt, sind für den IS nur ein willkommener Vorwand, um in den Ländern seiner gegenwärtigen (und zukünftigen!) Widersacher Angst und Schrecken zu verbreiten. Den IS interessiert kein einziger der Zivilisten, die bei gegnerischen Angriffen ums Leben gekommen ist; wer das glaubt, geht ihrer Propaganda auf den Leim. Wieviel diesen Leuten ein Menschenleben wert ist, haben sie doch wohl schon oft genug bewiesen.
Es wäre ein fataler Trugschluss, zu glauben, diese Bande von Mördern würde haltmachen, wenn der Westen sich zurückzieht. Sie würden jeden unterwerfen, der sich ihnen in den Weg stellt - wie das aussieht, haben nicht nur die Jessiden schon erfahren. Und irgendwann klopfen sie dann an unsere Tür. Wer so lange warten will, nimmt den Tod unzähliger unschuldiger Menschen in Kauf.
So gesehen finde ich es gut, dass sich der Westen jetzt noch enger im Kampf gegen den IS zusammenschliesst, und das gemeinsame Singen der Marseilleise beim Freundschaftsspiel in London war ein schöner Moment.