PostScript versus TrueType und OpenType

Der erste Unterschied zwischen dem mittlerweile veralteten PostScript-Format und den beiden anderen Formaten OTF und TTF, liegt in der viel umfangreicheren Zeichenkodierung. Während das PostScript-Format lediglich eine 8-Bit Kodierung aufweist (also nur 256 Zeichen speichern kann), verfügen seine Kontrahenten bereits über eine Unicode-Kodierung (welche 65 535 Zeichen oder Glyphen speichern kann).

Es ist somit nicht mehr zwingend nötig für jeden Sprachraum eine eigene Schrift zu entwickeln wie es früher üblich war. Möchte man zum Beispiel eine Gebrauchsanweisung in verschiedenen Sprachen setzen – nehmen wir an, in deutsch, griechisch und einer slawischen Sprache – so musste man mit PostScript Fonts darauf achten, dass man eine Font verwendete welche über entsprechende Varianten verfügt, und diese alle gleichzeitig aktiv haben. Zum Beispiel eine Helvetica Greek, CE und einen Standard-Font mit mitteleuropäischen Zeichen. Eine True- oder OpenType Font kann über alle diese Zeichen in einer einzelnen Schrift verfügen.

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(zum Vergrößern der Abbildungne bitte auf das Bild klicken)

Eine weitere Erleichterung gegenüber PostScript-Fonts bringen TrueType und OpenType da alle Dateien welche zur Anzeige und zum Druck benötigt werden in einer einzigen Datei zusammengefasst sind und, dass diese beiden Formate sowohl auf dem PC als auch auf dem Mac verwendet werden können.

schriftformate_ueberblick-470.jpg?nocache=1363771994429Erst nach der Version Mac OS 9 war der Mac dazu fähig TrueType Fonts zu verwenden. Davor mussten Fonts je einmal in PostScript und einmal in TrueType ausgeliefert werden um auf beiden Systemen zugänglich zu sein.

Unterschied zwischen TrueType und OpenType?

Es dürfte nun klar sein weshalb heute vor allem True- und OpenType-Formate kursieren und was deren Vorteile sind. Doch welches dieser beiden Formate vorzuziehen ist und warum, sorgt immer noch für Verwirrung. Viele Gerüchte kreisen rund um das Font-Format OpenType – es soll mehr Zeichen beinhalten, allgemein besser zugänglich sein und es sogar möglich gemacht haben Fonts am PC und Mac zu verwenden (ein Mythos der oben schon geklärt wurde).

Vorab ist ganz allgemein zu sagen, dass das OpenType-Format auf dem TrueType-Format aufbaut, also nicht etwas völlig Neues darstellt. Das OT-Format erweitert das TT-Format sozusagen um zusätzliche Zeichentabellen, welche mit weiteren Funktionalitäten gefüllt sein können aber nicht müssen. Es ist deshalb auch völlig sinnfrei eine TrueType-Schrift in eine OpenType-Schrift zu konvertieren – dies würde, vereinfacht gesagt, lediglich eine leere Tabelle auf den TrueType-Font aufsetzten. 

Ligaturen-470.png?nocache=1363772131444In einer solchen Tabelle können beispielsweise Beschreibungen stehen, ob und wie Ligaturen einzufügen sind (vgl. Abbildung oberhalb: links das Wort „ist“ mit Ligaturen, rechts ohne). Sie kann aber auch alternative Darstellungen für Brüche beinhalten, Ornamente oder sogar Kapitälchen. Bei den früheren PostScript-Fonts mussten dazu noch extra Schriften ausgeliefert werden.

Oft ist man verblüfft, dass solche Funktionalitäten auch in Schriften zur Verfügung stehen welche das Suffix .ttf aufweisen also doch offenbar TrueType-Schriften sind! Doch hier liegt der Irrtum: Die Dateiendung gibt leider kaum Aufschluss darüber ob in einer Datei eine TrueType- oder eine OpenType-Schrift enthalten ist!

Fazit

TrueType und OpenType-Fonts sind also den mittlerweile selten gewordenen PostScript-Schriften vorzuziehen. Dabei sollte man sich nicht von der Dateiendung irritieren lassen – auch was eine vermeintliche TrueType-Font ist kann wahre Schätze an typografischen Zusätzen beinhalten!