Noch dieses Jahr will Google mit „Street View“ in Deutschland online gehen. Dabei handelt es sich um eine Funktion von Google Maps, bei der man die Straßenansicht von Städten und Ortschaften auf der ganzen Welt online betrachten kann. Zunächst scheint das vielen Nutzern als eine interessante Möglichkeit, sich weit entfernte Orte anzusehen. Jedoch löste die Ankündigung von Google Street View in Deutschland auch eine rege Diskussion zum Thema Datenschutz, Privatsphäre und möglichem Missbrauch der Daten aus.
Die Street View-Ansicht ermöglicht jedem Menschen eine sehr genaue Ansicht aus verschiedenen Perspektiven auf ein Haus oder eine Wohnung. Hierin sehen viele Datenschützer und auch prominente Politiker (siehe z.B. Spiegel Online 12.8.10 und 14.8.10) eine Verletzung ihrer Privatsphäre. Schließlich können solche Ansichten auch bei der Planung eines Einbruchs hilfreich sein. Besonders da die Kameras von Google etwas höher hängen als der durchschnittliche Bürger groß ist, das heißt, es kann über Hecken und Zäune gesehen werden, die dem Sichtschutz auf private Gärten und Eingänge dienten.
Außerdem berichtete schon im Mai 2010 die Süddeutsche, dass das Google Street View Fahrzeug nicht nur eine Kamera hat, sondern auch die Standorte privater drahtloser Internetanschlüsse und dabei auch (versehentlich) Teile der privaten Internetkommunikation aufzeichnete, die unverschlüsselt über diese WLAN-Netze getätigt wurde. Google will die absichtlich aufgezeichneten Daten zur Unterstützung von GPS-Daten verwenden. Die versehentlich aufgezeichneten Daten sind so bruchstückhaft, dass man annimmt, die Auswertung ist kaum möglich und der Fehler werde kaum praktische Folgen haben. Es geht aber hierbei um Grundrechte auf Privatsphäre, die der Konzern verletzt. Man muss nicht etwas zu verbergen haben, um auf diesem Recht zu bestehen, meinen Verbraucher- und Datenschutzschutz-Beauftragte. „Google ist keine karitative Organisation, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, das Geld verdienen will – mit seinen Werbekunden und letztlich auch mit den Daten der Bürgerinnen und Bürger“, verkündet Heiko Maas (SPD)auf seiner Website und rät den Bürgern, der Ablichtung des eigenen Hauses durch Google Street View zu widersprechen.
Torsten Krauel von der Welt Online (11.8.10) ist anderer Ansicht. Er meint Street View sei die Landkarte der Zukunft und wer dort nicht verzeichnet sein möchte und sie somit verfälscht, verhalte sich wie die Städter im Mittelalter, die ihre Stadtmauern aus Angst vor Räubern erst zu spät abrissen und so den Anschluss an die neue offene Zeit verpassten. Auch Thomas Darnstädt äußerte im Spiegel Online, die Angst vor der Veröffentlichung der Außenansicht von Häusern sowie der Lokalisierung von WLAN-Anschlüssen sei in der heutigen global vernetzen offenen Welt provinziell und nicht mehr zeitgemäß.
Dennoch werden gesetzliche Regelungen aktuell diskutiert. Innenminister de Maizière möchte aber eine übereilte Reaktion der Politik vermeiden (siehe Welt Online 14.8.10). Wer jedoch nicht auf die politischen Lösungen warten möchte, kann sofort als einzelner Bürger für sein privates Haus oder auch für seine Mietwohnung Widerspruch einlegen.
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