@FR
Sorry, falls ich deinen Plan wieder durchkreuzen sollte...
Was es aber der Allgemeinheit bringen soll, der Gesellschaft im ganzen, den Nichtkonsumenten, dass bleibt mir verborgen.
Ich habe zwar noch keine repräsentative Anzahl Menschen an Krebs verenden sehen, aber wenn nur bei einem von ihnen Cannabis wenigstens die Nebenwirkungen der Medikamentencocktails hätte lindern dürfen wäre das ein Segen gewesen.
Gerade Krebs wird für unsere alternde Gesellschaft ein immer größeres Thema, auch du hast keine Garantie auf deine Gesundheit. Und Cannabis hat wesentlich(!) mehr Potential als nur die Behandlung von Spastiken bei MS und Palliantivversorgung, es war mal ein geschätztes "Allheilmittel", mit idR(!) weniger schlimmen Nebenwirkungen als jede Aspirin haben kann.
Statt aber die durch lange Selektion vorhandene Auswahl an wirkungsvollen Kreuzungen zu benutzen bzw für die Behandlung überhaupt in Betracht zu ziehen extrahiert man *** aus Faserhanf (du schriebst es selbst: der ist so gut wie ***-frei), auf dass dann eben 500mg fertiges Medikament >400 € kosten. Und dieses sa*teure Standardmedikament ist dann als "Standardpille gegen alles" genauso wirksam, als würde man für jede Krankheit ausschließlich Aspirin oder ausschließlich Hustensaft verschreiben. Um den Patienten geht es da an keiner Stelle.
Ohne medizinisch bewandert zu sein gehe ich zB davon aus, dass Spastik = Spastik ist und wenn Cannabis bei MS-Spastiken hilft sollte man doch annehmen, dass es auch bei Guillan-Barré-Spastiken helfen kann. Zugelassen wird es dafür aber wohl nie, weil es nicht nur zu wenige GBS-Fälle insgesamt gibt sondern davon auch zu wenig bleibende Schäden behalten und das sind dann eben nicht unbedingt Spastiken. Also bleibt nur weiter ua Mydocalm (Nebenwirkungen zB Kopfschmerzen, Juckreiz, Herzrasen, Verwirrtheit, Depressionen, Konzentrationsstörungen), Axura (eigentlich gegen Demenz, Nw ua Kopfschmerzen, Schwindel, Halluzinationen, Verwirrtheit, Angstzustände, Müdigkeit, Gangstörungen) und Lioresal (eigentlich für MS, Nw ua Depressionen, Albträume, Verwirrtheit, Abstumpfung, Erbrechen, Bettnässen, Geschmacksstörungen).
Dass diese Medikamente monatlich einen Batzen Geld kosten erwähne ich nur am Rande und gemessen an den möglichen Neben- und Wechselwirkungen sind sie bestimmt nicht weniger gefährlich als Cannabis.
Die natürliche Droge aber auch nur als alternative Behandlungsmöglichkeit in Betracht zu ziehen kommt - bürokratisch - gar nicht in Frage. In der Realität läuft es dann darauf hinaus, dass der Arzt hypothetische Ratschläge zum Konsum gibt und der Patient einfach hofft, dass man ihn nicht erwischt.
So läuft es hundertfach in Deutschland, nicht nur bei schweren Erkrankungen sondern auch bei "einfachen" Bandscheibenvorfällen u.ä.. IdR bekommt das nur keiner mit, weil eben niemand drüber redet - denn wer drüber redet hat sehr schnell die Polizei im Haus.
Ausschlaggebender Punkt für mich, mich für diese Petition einzusetzen, war Röslers sg Durchbruch bei der medizinischen Behandlung mit Cannabis[sub]haltigen Fertigarzneien[/sub]. Die Wahrheit ist nämlich: man wollte nicht verklagt werden, nachdem Spanien und GB das Mittel zugelassen haben
musste man das hier auch tun. Aber man hat eben nur das Nötigste getan, obwohl es auf die Legalität der Droge keine Auswirkungen gehabt hätte, wenn man auch die natürlichen Blüten für die medizinische Behandlung zugelassen hätte. Das nicht zu tun hat sogar mehr Aufwand erfordert, das wurde also mit voller Absicht genau so gemacht.
Da wird nicht nur den Patienten weiterhin die Behandlung erschwert, das eigentliche Unkraut (weed) wird vergoldet für die, die das Monopol darauf bekommen. Und mir reicht es einfach, so offensichtlich beschi*sen zu werden, denn ich bezahle es ja schließlich mit. Du vermutlich auch.
Gerade bei der Schmerzbehandlung kann Cannabis vielen helfen - und wenn es nicht hilft schadet der Versuch idR zumindest nicht. Ich kenne Fälle, die mithilfe von Cannabis ihre Morphindosis halbieren konnten oder sogar ganz auf andere Schmerzmittel verzichten können. Aber selbst wenn es nur die Nebenwirkungen anderer Medikamente lindern kann ist das für viele Kranke schon Grund genug, den Ärger mit dem Gesetz zu riskieren.
In Hinblick auf die zu erwartenden Kosten für das Gesundheitssystem (und damit für mich), wenn die Anwendungsgebiete für Sativex und Dronabinol erweitert werden und in einigen Jahren zB alle Krebs-, Aids-, Alzheimer- und MS-Patienten standardmäßig die Option dieser Therapie haben, halte ich es für eine Investition in die Zukunft, mich jetzt für eine Änderung der Gesetze einzusetzen.
Nichts, aber auch gar nichts hätte ich persönlich von einer Gesetzesänderung.
Ich unterstütze nicht nur das, von dem ich selbst etwas habe.
Von einer Gesetzesänderung bezüglich Cannabis hättest du genauso viel wie von der Legalisierung homosexueller Handlungen. Nämlich die Gewissheit, dass ein Mensch auch noch dann ein Mensch mit Grundrechten ist, wenn er in bestimmten Punkten nicht "der Norm" entspricht. Mir reicht das vollkommen.
Dass die finanziellen und personellen Mittel dann außerdem in die Verfolgung echter Verbrecher fließen können ist ein Bonus.
Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, es gibt etwa 9 Millionen Menschen mit Cannabiserfahrung und 400 000 Konsumenten. In der Hoffnung, dass diese Zahl in etwa korrekt ist
Und schon an diesem Punkt beginnt die Diskussion leider, jeder neutralen Grundlage zu entbehren. Fürs Beispiel sind die Zahlen ok, aber über wieviele Konsumenten wir wirklich sprechen weiß eben niemand, die Schätzungen gehen bis 4 Mio. Da selbst der Bundesdrogenbericht weniger der Information als der
Selbstprofillierung dient findet man leider nicht mal darin wirklich verlässliche Zahlen.
Soll keine Kritik an dir sein, das ist nur ein weiterer Punkt, der mich an der Drogenpolitik ärgert.
Und wer sich nicht spannen läßt, ist intolerant und uninformiert.
Wer befürchtet, die Hasch-Industrie würde gleich hinter den Cannabisbefürwortern lauern outet sich nunmal als ziemlich uninformiert. Würde ich mich für die Laufzeitverlängerung aussprechen, weil ich der Ansicht bin, verbrauchte Brennstäbe eigneten sich wunderbar als (kuschlig warmes ;-) Kissenfüllmaterial würde man mich ebenso darauf hinweisen, dass ich mich erstmal über ein Thema informieren sollte.
Ich versuche, mithilfe mE logischer Argumente meine Meinung zu erläutern, ich wüsste nicht, wo da der Unterschied zu jeder anderen Diskussion liegen soll. Außer, dass sich hier offenbar einige angegriffen fühlen, weil ich meine Meinung konsequent vertrete statt mich vom - erwarteten - Gegenwind mundtot machen zu lassen.
Denn bei aller Aufregung: wirklich logische Argumente, die mich dazu veranlassen könnten, meine Mitzeichnung an der Petition zurückzuziehen, habe ich noch immer nicht gelesen. Dafür aber selbst diverse Beispiele geliefert, bei denen sich mir - nicht als Drogenkonsument sondern als vernünftig denkendem Menschen mit viel Gerechtigkeitssinn - die Nackenhaare sträuben.
Ich muss kein Heroin konsumieren (oder den Konsum befürworten), um nicht zu wollen, dass die Konsumenten ihren Körper verkaufen müssen, um an die Droge zu kommen. Und auch, wenn ich das Problem niemals selbst haben werde, möchte ich trotzdem nicht, dass jemand an gestrecktem Heroin stirbt. Das ist in meinen Augen viel mehr eine Sache der Ethik als der Drogenpolitik.
Analog zu Cannabis heißt das: ich möchte nicht, dass jemand aufgrund gelegentlichen Cannabiskonsums auf eine Stufe mit Verbrechern gestellt wird