Ach FR, da hab ich extra so wenig geschrieben und sogar Entkriminalisierung fett gedruckt und trotzdem kann nicht mal jemand wie du – der sonst doch eigentlich nicht mit Abwesenheit von Intelligenz und logischem Denken glänzt – weiter denken als jeder 0815-Ignorant. Das finde ich wirklich traurig. Denn es zeigt, dass du weder über die Hintergründe des Cannabisverbots noch über die aktuelle Realität wirklich informiert bist.
Die Hintergrundinfos sind Klasse! Da stehen genug Gründe drin, um das aus meiner Sicht nicht zu unterschreiben!
Aha. Welche denn konkret? Geht deine Meinung über „böses Haschgift“ hinaus? Hast du überzeugende Argumente dafür, dass der Besitz von Cannabis ein genauso hohes Strafmaß verdient als würde man sein eigenes Kind verkaufen?
Gibt es deiner Meinung nach keinen anderen Weg, mit Cannabis umzugehen, als die Konsumenten in der Form zu kriminalisieren, wie es aktuell geschieht? Und weißt du auch, wie weit das geht?
Weißt du, dass
auch deine Grundrechte nicht mehr das Papier wert sind auf dem sie stehen, sobald das böse C-Wort ins Spiel kommt? UU reicht es schon, wenn jemand
meint gehört zu haben, dass du ein Dealer sein könntest, damit du tatenlos danebenstehen darfst, während Fremde rechtmäßig(!) in deine Wohnung einfallen, durch deine Privatsphäre trampeln und selbst vor der intimsten Schublade nicht Halt machen. Dafür musst du in deinem ganzen Leben keinen Joint angefasst haben.
Und falls du denkst, vor dieser Willkür sei der brave Bürger durch das Instrument Durchsuchungsbeschluss geschützt lass dir sagen, dass bayrische Ermittlungsrichter lediglich
zwei Minuten Zeit haben, um eine Akte zu studieren und zu entscheiden, ob sich ein oft genug noch junges Leben
nachhaltig ändert.
Bis hierhin geht es noch nicht um Schuld oder wirkliche Gesetzesverstöße, es wird oft genug festgestellt, dass Durchsuchungen unzulässig waren. Das hilft bloß dem, der da gedemütigt wurde nicht mehr; ein staatlicher Überfall in den eigenen vier Wänden ist vermutlich eine prägende Erfahrung.
Es wäre ja auch hirnrissig über Risiken von Rauchen und Alkohol aufzuklären, Rauchen in öffentlichen Gebäuden zu verbieten, das Mindestalter hochzusetzen, die Promillegrenze zu senken und gleichzeitig eine neue Droge zu legalisieren.
Es geht nicht um Legalisierung sondern um
Entkriminalisierung. Das ist ein erheblicher und sehr wichtiger Unterschied. Niemand möchte, dass jedes Kind zur Einschulung schon eine Tüte in der Tüte hat, aber wahllos
alle Besucher einer Discothek körperlich zu untersuchen entspricht auch nicht meinem Gerechtigkeitsempfinden. Deinem etwa?
Findest du es in Ordnung, dass jemand, der mit 10 oder 15g Gras angetroffen wird in Berlin, Bremen oder Niedersachen noch damit rechnen darf, dass das Verfahren eingestellt wird, während die gleiche Menge in Bayern mit ziemlicher Sicherheit zu einem harten Urteilung führt?
Gerade Bayern nimmt es mit dem Krieg gegen die Drogen so ernst, dass zur Not einfach eine
Rektaluntersuchung durchgeführt wird, wenn sich bei jemandem mit BTM-Vergangenheit sonst nichts finden lässt. Wo ist denn da die Verhältnismäßigkeit?
Richter,
Polizisten und
viele andere Experten fordern seit Jahren einen liberaleren Umgang mit Cannabis oder gar die Legalisierung. Selbst Donald Tashkin spricht sich
nach 30 Jahren Forschung „gegen“ Cannabis nun für die Legalisierung aus.
Und
Emnid-Umfragen zufolge ist die Mehrheit im Volk für eine liberalere Cannabispolitik – und war das auch schon vor 9 Jahren. Das interessiert die Politik bloß nicht, genau wie es sie nicht interessiert, was das Volk von Laufzeitverlängerungen, Vorratsdatenspeicherung und S21 hält.
Es ist ja nicht so, als wären nicht andere Länder schon darauf gekommen, dass der War on Drugs gescheitert ist. Die Niederlande haben ihre Coffeeshops (und trotzdem wird dort nicht mehr konsumiert als in anderen Ländern), in Österreich, Spanien und der Schweiz hat der „kleine *Z*“ auch nicht viel zu befürchten und Tschechien hat auch gerade erst quasi-legalisiert. Selbst die Kalifornier sind inzwischen so gut mit semi-legalem Gras versorgt, dass sie sich mit der „Legalisierung“, über die im November abgestimmt wurde ins eigene Fleisch geschnitten hätten.
Nur in Deutschland ignoriert man weiter selbst die
eigenen Forschungsergebnisse und betet weiter die veralteten Parolen vom bösen Haschgift, zur Not
riskiert man eher Todesopfer als Konsumenten vor gefährlichen Streckmitteln im Gras zu warnen. Mit der Begründung, eine Warnung käme ja der Akzeptanz des Konsums gleich und
das geht ja nicht. Eher sagt man den Nachfragenden: nicht konsumieren lautet die Devise – und wenn du trotzdem kiffst verreck halt du S*a*u.
Aber für die Pharmaindustrie das BtmG ändern –
das geht. So bezahlt die Kasse zwar zukünftig
1,70 € pro Sprühstoß(!) Sativex, natürliche Cannabisblüten werden aber auch Kranken weiterhin vorenthalten – oder wenn man sie auf Rezept importieren lassen darf muss man wieder um die Kostenübernahme bei der Kasse kämpfen. Da frage ich mich doch:
wen interessieren eigentlich die Kranken?
Und wen interessiert es, dass natürliches Cannabis bei besserer Wirkung und Verträglichkeit exorbitant günstiger wäre? Bei solchen Klüngeleien wundert es
mich nicht mehr, dass mein Krankenkassensatz in den letzten zehn Jahren um 3% gestiegen ist, obwohl immer mehr Leistungen aus der Basisversorgung rausfallen und man mit Praxisgebühr, Zusatzbeitrag usw. an allen Ecken nochmal draufzahlt.
Fritz, ich könnte noch viel schreiben, aber ich kann dich und jeden anderen eigentlich nur bitten: informier dich selbst. Dazu brauchst du nicht mal aufzustehen, im Internet steht alles und für jeden auffindbar. Ansonsten gibt es auch das ein oder andere gute Buch. Und wem eher die Youtube-Berieselung gefällt kann sich ja mal das <a target="_blank" href="
http://www.youtube.com/watch?v=9bv1